Der
Beifuß stellt keine besonderen Bodenbedingungen und mag Halbschatten
wie Sonne.
Der mehrjährige Korbblütler wird bis 1,5 m hoch. Zum Mittsommer
ist das Kraut erntereif, bevor sich die Blüten öffnen. Im
Herbst ernten wir die Wurzel.
Astrologisch betrachtet wohnen im Beifuß die Vitalkräfte
der Sonne, aber auch die unterbewußten, weiblichen Kräfte
der Mondgöttin Artemis.
Die Pflanze strahlt eine aufrichtende Vitalkraft aus. Das erkennen wir
daran, dass die aufrechten, festen Stengel (Stabkraut)
des letzten Jahres noch im nächsten Jahr stehen. „Bei Fuß“
getragen, schenkt das Kraut dem Wanderer mehr Durchhaltevermögen
und wehrt zudem die „Feinde des Weges“ ab. Dieses Durchhaltevermögen
zeigt der Beifuß als sog. Ruderalpflanze, so bezeichnen wir Pflanzen,
welche die Kraft haben, an belasteten Plätzen wie an Bahndämmen,
Straßenrändern usw. zu überleben. Das sind natürlich
nicht die Plätze an denen wir sammeln, diese sollten immer naturbelassen
sein. Die Wachstumsorte zeigen uns vielmehr welche Kräfte in einer
Pflanze wirken und wie wir diese - auf den menschlichen Organismus übertragen
- nutzen können. Der Beifuß erweist sich als Segen in Phasen,
wo wir den „Stab im Rücken“ brauchen und uns gegen
die „Quälgeister“ des Alltages und der Krankheiten
zu behaupten haben.
Der Martinsgans verdankt er den Namen Gänsekraut,
welches hier als hilfreiches Kraut für die Fettverdauung nicht
fehlen darf. Das erkannte schon Hildegard von Bingen, die ihn als „wärmend
und heilsam gegen die Fäulnis der Eingeweide“ bezeichnet
und das Kraut auch den „fetten Weibern“ empfiehlt. Der Beifuß
eignet sich sehr gut, um Fastenkuren zu unterstützen (auch bei
Männern). Man trinkt über zwei bis vier Wochen, täglich
ca. ½ Liter Beifuß Tee, möglichst heiß. Sie
werden merken dieser Tee treibt den „Belzebub“ aus!
Auch als Wildgemüse sind die jungen Beifußtriebe eine würzige,
leicht nach Artischocken schmeckende, gesunde und verdauungsfördernde
Bereicherung für die Küche, besonders zu Fisch - und Fleischgerichten,
herzhaften Gemüse- und Pilzgerichten. Neben ätherischen Ölen,
Bitter- und Gerbstoffen enthält der Beifuß Vitamin A, B und
C. Die Wurzel enthält zudem Inulin, einen stärkeähnlichen
Stoff, der besonders für Diabetiker geeignet ist.
Als Geburtskraut hilft der Beifuß
den gebärenden Frauen mit seiner erwärmenden und entkrampfenden
Wirkung auf den Unterleib, als Tee, sanfte Räucherung oder als
Ölauszug (z.B. in Olivenöl) zur äußerlichen Einreibung
der Bauchdecke und Kreuzbeinregion. Auch Frauen, die unter starken Regelkrämpfen
leiden, sollten es einmal mit Beifuß Tee und / oder Öl versuchen.
Hier wäre auch eine Kur ratsam, um die reinigenden und gleichzeitig
regulierenden Eigenschaften auf den weiblichen Zyklus zu nutzen. Dies
wirkt unterstützend für Frauen, die ihre Fruchtbarkeit steigern
möchten.
Der lateinische Name Artemisia vulgaris
stammt von der griechischen Mondgöttin Artemis. Sie ist die Göttin
der Jagd und der Geburt, die durch ihre Vielbrüstigkeit das nährende,
weibliche Prinzip verkörpert, aber auch die junge Verführerin,
die wir in den euphorisierenden und stimulierenden Eigenschaften der
Pflanze wiederfinden (natürliches, sanftes Aphrodiasakum).
Wenn wir diese Wirkungsweisen auf die Symptomatik der Epilepsie übertragen,
können wir nachvollziehen, warum die Behandlung mit Beifußtinktur
oder Wurzelabsud, zum Teil recht gute Erfolge erzielen kann.
Auch in der chinesischen Medizin findet der Beifuß Verwendung.
Einige kennen sicher die Behandlung mit Moxabustion. Hier wird der chinesische
Beifuß (Artemisia moxa), das Moxakraut,
zu einer Art festen Zigarre gedreht, diese wird angezündet und
an Körpermeridiane gehalten. Dem zufolge kommt es zu einer Erwärmung
und Anregung des Energieflusses.
Neben der medizinischen Anwendung ist der Beifuß ein Kraut des
Brauchtums, das wir nicht nur in der germanischen Tradition immer wieder
finden. Aus dem Besenkraut wurden
„schutzmagische“ Besen gebunden, um damit das Negative aus
Haus und Stall zu kehren. Auch als Büschel aufgehängt oder
in den Sonnwendbuschen eingebunden, wehrt er „die sichtbaren und
unsichtbaren Dämonen“ ab.
Zur Sommersonnende winden wir uns einen
Sonnwendgürtel aus Beifußkraut um die Hüften,
mit dem wir dann über das Sonnwendfeuer springen. Dies gilt als
Fruchtbarkeitsritual und Krankheiten wie Negativität werden vom
Beifußgürtel aus dem Körper gezogen. Der Sonnwendgürtel
wird dann, mit allem was er aufgenommen hat ins Feuer geworfen und verbrannt.
Das ist ein sehr schöner und wirkungsvoller alter Brauch, der sich
immer mehr der Wiederbelebung erfreut.
In der alten Tradition des Räucherns wird der Beifuß - neben
dem Wacholder - als europäischer Weihrauch
bezeichnet. Mit dem getrockneten Kraut wurde zu den verschiedensten
Gelegenheiten geräuchert. Haus und Hof wurden mit Beifuß
ausgeräuchert, zur Reinigung und zum Schutz, zur Desinfektion bei
Krankheiten, zu Jahreskreisfesten, wie der Sommer- und Wintersonnwende
oder um Stimmung zu erhellen, zu erwärmen.
Der Name Mugwurz (germ. mug = Macht)
oder Herbarum Mater (Mutter der Kräuter, Kraut der Mütter)
zeigt, das es sich hier um eine sehr mächtige Pflanze handelt,
die wie folgt angesprochen wurde:
„Erinnere dich, Mugwurz, was du verkündetest,
was du feierlich festgesetzt hast.
Una heißt du, Älteste der Kräuter,
Macht hast du gegen dreißig und gegen drei,
Macht gegen das fliegende Gift,
Macht gegen das Übel, das über das Land fährt.“
In manchen Pflanzen steckt eben viel mehr - als der Beiname „vulgaris“
ausdrükt!
Nach oben
|